Biodynamie: Pros and Cons
Das ist jetzt der letzte Post, den ich zu diesem Thema verfassen werde. Man macht sich keine Freunde, wenn man eine kritsche Haltung zu diesem Thema hat. Aber hey, wo sind wir denn? Wir leben doch in einer Gesellschaft, in der eine freie Meinung akzeptiert wird, oder nicht? Mit diesem Blogpost versuche ich nichts schlecht zu machen, noch möchte ich irgendjemanden anprangern. Es ist eine Art Brainstorming.
Es geht wieder mal um die Biodynamie. Es wird viel darüber diskutiert. Vor allem in den Sozialen Medien. Printmedien sind hier zu langsam. Leider wird ohne jegliche Grundlage diskutiert. Eine Verkostungsgrundlage, so finde ich, ist zu wenig. Man muß sich mit diesem Thema sowohl im Weingarten, wie auch im Weinkeller beschäftigen. Hier ein paar Gedankenexperimente (PROS & CONS):
PROS:
– die Biodynamie hat vielen gezeigt, dass man anders arbeiten kann
– Winzer arbeiten wieder mehr mit der Natur (zusammen)
– sie entwickelt ein anderes Gefühl für das was wächst, gedeiht und allem voran für den Geschmack der Produkte
– Winzer versuchen zum Ursprung zurückzukehren, sprich die Weine absolut traditionell zu keltern
– durch die Ergebnisse fühlt man sich als Winzer besser, die Weine werden somit automatisch besser
– die Weingärten werden vielfältiger, bunter
– die Weine werden langlebiger
– die Weine schmecken besser, intensiver
– die Weine sind um einiges vielschichtiger
– die Weine haben mehr Herkunft in sich “gespeichert”, durch sanftere Methoden im Weingarten und bei der Vinifikation. Ich finde man kann sagen, die Weine schmecken mehr nach woher sie kommen
– solche Winzer beobachten ihre Umgebung besser
– man muss sich mehr mit den Weingärten, mit dem Grund & Boden beschäftigen, was zu einem besseren Verständnis der jeweiligen Lagen, Böden führt
– es hat auch zu einem besseren Verständnis der Landwirtschaft allgemein geführt
CONS:
– oft ein Teil eines großen Marketingmixes eines Betriebes. Es werden vielfach leere Worthülsen verbreitet und diese wird gut und gern geglaubt
– Vielfalt wird mit dem Pflanzenbewuchs in den Weingärten in Verbindung gebracht, nicht aber mit den Reben (siehe Gemischter Satz)
– dabei vergisst man oft, dass es keinen einzigen Beleg dafür gibt, dass Biodynamie überhaupt funktioniert, bzw. jemals funktioniert hätte, das hängt vor allem mit der Homöopathie zusammen
– Studien zum Thema gibt es kaum, und wenn dann ist deren Nachvollziehbarkeit/Überprüfbarkeit in Frage zu stellen
– in diesem Bereich gibt es zu viele Scharlatane, zu viele “Möchtegernexperten”, vor allem sind jene gemeint, die nie in der Landwirtschaft gearbeitet haben, bzw. jemals mit dieser zu tun hatten
– es gibt viele Firmen, die irgendwelche neuen Entwicklungen erfolgreich an die Winzerschaft verkaufen, ohne Beleg dass das was sie verkaufen, jemals funktioniert hätte
– die Weine werden leider nur mehr von einer Minderheit der Konsumenten gemocht, je nachdem wie radikal die Weine vinifiziert wurden
– die Biodynamie macht keinen besseren Menschen aus dir, wohl aber einen der sich mehr überlegt, mehr beobachtet..
– Homöopathie hat keine wissenschaftliche Grundlage. Kritiker meinen es sei nur ein Gedankengespinst. Jedoch: wie kann in Zukunft eine Lehre bestehen, die keine empirische Grundlage aufzuweisen hat. Das ist ein ganz großer Kritikpunkt. Interessanterweise gibt es (zu) wenig Meinungen auf wissenschaftlicher Ebene..
– man ist mit dem Traktor öfter im Weingarten unterwegs (natürlich je nach Gebiet)
– zu viele Winzer vertrauen auf dubiose Persönlichkeiten und nennen diese dann Berater
– die Biodynamie wird aus Aushängeschild des Weinbaues gesehen, was sind dann alle anderen? Idioten? (sry)
– Steiner hatte keinerlei landwirtschaftliche Erfahrung, wieso also seiner Lehre vertrauen?
– die Biodynamie alleine, wie oft geglaubt, führt nicht zum besseren Wein, kann aber das Verständnis dafür entwickeln
Mein Background:
Ich bin Biowinzer, durch und durch. Vor Jahren noch bin ich absolut hinter Biodynamie/Homöopathie gestanden. Das hat sich mittlerweile geändert. Wieso? Auf Grund intensiver Recherchen, Eigenstudien zum Thema, kritischem Hinterfragen, durch das Beobachten der Landwirtschaft allgemein, durch aktives Arbeiten mit der Natur (ich bin mit Landwirtschaft aufgewachsen und nicht nur mit Weinbau), hat sich meine Sicht der Dinge maßgeblich geändert. Ich möchte nicht mit Ideologien arbeiten, die nirgends gefestigt, bewiesen und empirisch nachweisbar sind. Sollte ich jedoch ein Schlüsselerlebnis zum Thema haben, wer weiß wohin sich meine Meinung/Reise noch bewegt. Das bleibt offen.. Und ich bleibe bei der Meinung, dass der Biodynamie nichts besseres passieren hätte können, dass sich die Winzerschaft deren Ideologie angenommen haben. Ansonsten wäre sie wohl nicht existent.
Fazit:
Ich finde, dass nur Landwirte, Winzer, eben Leute die sich aktiv mit Landwirtschaft beschäftigen, zu diesem Thema Ihre Meinung kund tun sollten. Es ist zuwenig entweder “nur mal kurz im Weingarten gearbeitet” zu haben, oder ein geübter Verkoster zu sein. Es geht um das direkte Erleben. Das muss man vorweisen können.