Sauvignon Blanc, ein überbewerteter Wein

Es ist schon ein paar Wochen her. Eine Sauvignon Blanc Verkostung hat meine Befürchtung bekräftigt die ich schon länger hatte.

Sauvignon Blanc ist ein Globetrotter, eine Trendsorte. Die Sorte wird mittlerweile fast überall in allen Weinbaugebieten der Erde angebaut. Und das interessante dabei: sie schmeckt fast überall gleich. Nun, diese Behauptung klingt etwas voreilig, ist aber absolut berechtigt. Ich meine damit einen üppig fruchtigen Stil der sich weltweit durchgesetzt hat.

Die Fruchtigkeit kann variieren, muss jedoch intensiv sein, damit die Sorte und der Wein als solches akzeptiert wird. Ursprünglich aus Frankreich stammend hat der globale Siegeszug warscheinlich in Neuseeland begonnen. Damals unreife Weine mit penetranten Aromen sorgten international für Aufsehen, denn soetwas war bis dato noch nicht bekannt. Wenn es dann auch noch akzeptiert wird, ist der Erfolg vorprogrammiert.

Es ist auch ein Siegeszug der Nase gegenüber dem Gaumen, sowie sich das “Wie man Wein verkostet” in den letzten Jahren geändert hat. Geruchlich höchst eigen und somit ansprechend verführt der Sauvignon die Nase, lässt aber den Gaumen meist bei 1-2 Gläsern stoppen, da die Üppigkeit gepaart mit alkoholischer Wuchtigkeit mit/oder übertriebener Würzigkeit nicht zum Trinken einlädt. Das passiert keinem Riesling und auch weniger den Burgundern (Außnahme so manche Chardonnays). Aber woher kommt das?

Vergleicht man traditonelle französische Sauvignons so wird man bei Zurückhaltung, Feinheit, Mineralität, Charme und Kombinierbarkeit mit Speisen fündig. Ausgehend von der neuseuseeländischen (auch australischen) Schule hat sich Sauvignon gewandelt. In einen Wein nämlich, der nach Kellertechnik riecht und schmeckt. Der Weingarten hat sich in den Hintergrund bewegt. Es ist auch mittlerweile nicht notwendig geworden Sauvignon in gute Lagen zu pflanzen. Dort entwickelt er sich meist nicht so wie in kühlen Lagen, bei denen Unterreife mitmischt um grüne Aromen zu erhalten.

“Ja nicht dem Sauvignon die Sonne zeigen, denn da wird er nicht mehr richtiger Sauvignon!” Was soll er dann sonst werden? unrichtiger Wein? Es wäre falsch zu behaupten Neuseeland mache die einzigen “gestylten” Sauvignons. Das möchte ich nicht. Der Stil hat sich mehr oder weniger abgewandelt über die ganze Welt verbreitet. Stark gekühlte Gärung, penibel ausgewählte eigens selektierte Sauvignon Hefestämme: das alles das trägt dazu bei Weine zu keltern, die wenn man sie genauer betrachtet, analysiert und verkostet, “gemacht” wirken. Nicht mehr oder weniger.

Manche Vinifikationsnotizen lesen sich zum Beispiel wie Kochbücher. Die Ausrede über ein vorhandenes kühles Klima ist nur selten berechtigt, da die Kellertechnik einen Wein, speziell dieser Sorte dermaßen zu verändern vermag, das dies wesentlich über Klima, Boden und Lage steht. Diese Attribute werden ganz einfach überdeckt. Es ist schlussendlich der (moderne) Weinmacher der entscheidet. Und es ist auch ein Trend, der sich durchgesetzt hat, ob es nun Spanien, Neuseeland, Südafrika, Österreich, mittlerweile auch Frankreich ist, das ist vollkommen egal. Trends sind meist kurzfristige Erscheinungen. Diesen lasse ich bewusst aus.

Mein Fazit: Sauvignon blanc ist heute ein Wein moderner Keller, moderner Kellertechnik, ein Wein der Weinmacher und hat seine ursprüngliche Identität großteils durch den Menschen, den “Winemaker” eingebüßt. Sie ist mittlerweile genauso ein Inbegriff für Internationalität ähnlich dem Chardonnay bei den weißen Sorten geworden und gerade deshalb weil eben technisch gemacht für mich der überbewertetste Weisswein der Welt. Achtung: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Nach der Sauvignon Probe musste etwas anderes her. Die Geschmacksrezeptoren waren überfordert. Ich habe zum Weißburgunder gegriffen.

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